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Filmpodium für Kinder: Ponyo

Inspiriert von Andersens kleiner Meerjungfrau zieht es Hayao Miyazaki für einmal statt in die hohen Lüfte ins tiefe Meer. Auch hier lässt's sich wunderbar schweben. Als der Unterwasserzauberer Fujimoto einen Moment lang nicht aufpasst, stiehlt sich eine seiner strubbelig-rothaarigen Goldfischtöchter davon. Doch sie kommt nicht weit: Erst verfängt sie sich in einem Schleppnetz, dann bleibt sie auch noch in einem Marmeladenglas stecken. In letzter Minute wird sie vom fünfjährigen Sosuke aus ihrer misslichen Lage befreit. Der Junge nimmt sie mit nach Hause, legt sie in einen Wassereimer und tauft sie auf den Namen Ponyo. Nun will sie so werden wie Sosuke. Fujimoto gefällt das gar nicht: Er will Ponyo von den Menschen, die er für die Meeresverschmutzung verantwortlich macht, fernhalten und sie zurück ins Meer holen. Doch Ponyo, die einen Tropfen menschliches Blut geleckt hat, verwandelt sich in ein Menschenmädchen – und entfesselt damit die Weltmeere: Ein Unwetter zieht auf und riesige Wellen bedrohen das Fischerdorf, in dem Sosuke lebt. Jetzt liegt es an Ponyo und Sosuke, das Gleichgewicht zwischen den Welten unter und über dem Meeresspiegel wiederherzustellen und die Dorfbewohner zu retten.
Der grosse Anime-Meister Hayao Miyazaki verzichtet in seinem zweitletzten Film Ponyo auf jegliche Computeranimation und erschafft eine vollständig handgemalte, bildgewaltige und wildpoetische Traumwelt: Eine Reise in einen pastellfarbenen, verwunschenen Unterwasserkosmos, in dem bizarre, prähistorisch anmutende Kreaturen umherkrabbeln, zartblaue Quallen durchs Bild tanzen oder ein Schwarm Goldfische mit menschlichen Gesichtern vorbeigleitet. Miyazaki erzählt nicht nur von der zauberhaften Freundschaft zwischen dem Jungen und dem Fischmädchen, sondern von nichts Geringerem als dem harmonischen Zusammenleben zwischen Mensch und Natur – und das mit bewundernswerter Schwerelosigkeit. Dabei ist seine kleine Heldin ein einzigartiger Wonneproppen: Die Welt mit ihrem kindlich-naiven, enthusiastischen Blick neu zu entdecken, ist pures Vergnügen und rührt kleine ebenso wie grosse Kinder.
Tanja Hanhart