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Spätherbst
(Akibiyori)

Drei ältere Männer wollen die Tochter eines verstorbenen Freundes unter die Haube bringen, weil sie selber die Witwe zu umwerben trachten. Yasujiro Ozu erzählt in Spätherbst subtil von Unterschieden zwischen den Generationen und den Geschlechtern.

«Drei eingebildete, reifere ‹Salarymen› besuchen eine Gedenkfeier für einen Altersgenossen, wobei ihre Gefühle für dessen schöne Witwe Akiko offenbar wieder erwachen. Die lästigen Kerle mischen sich ins Leben von Akikos lediger Tochter Ayako ein und wollen diese verheiraten – ein Vorwand, um ihr eigenes Anliegen weiterzutreiben: Akiko selber wieder zu vermählen, und zwar mit dem begehrenswertesten Witwer unter ihnen, angeblich, damit sie nicht mehr einsam sein muss. Sie handeln wie ein Mann, und Ozu zeigt entlarvend, wie sie laufend vergessen, wer von ihnen genau was in Bezug auf Akiko gesagt oder getan hat, sowohl in jungen Jahren wie auch gerade eben. Dieser dysfunktionale Tick zeigt ihre Gruppenmentalität und den tiefen Widerwillen eines jeden, selber Verantwortung für die achtlose Einmischung in Akikos Glück zu übernehmen. Die erlesene Höflichkeit und Sanftheit der Mutter-Tochter-Beziehung äussert sich in einem Lächeln; und wenn die Frauen beim Höhepunkt des Films dieses Lächeln fallen lassen, ist das so schockierend wie ein Schuss. Wie immer muss sich das Publikum an Ozus ureigene Manier des Filmemachens gewöhnen. Die direkten Blicke in die Kamera und tiefe Kamerawinkel machen seinen Stil zu einer Art realistischem Kino-Kabuki. Dieses aber übt eine beharrliche Kraft aus, die emotional ins Innerste trifft. Im Kern der Zurückhaltung liegt etwas Tiefgründiges und wahrhaft Schönes.» (Peter Bradshaw, The Guardian, 28.1.2010)

Yasujiro Ozu (Japan 1960)

«Das Bestreben dreier älterer Männer, der Tochter eines verstorbenen Freundes, die bei ihrer Mutter lebt, zur Heirat zu verhelfen, führt zunächst zu Missverständnissen und Kummer, am Ende aber zum eigenen Hausstand der Tochter mit dem Segen der Mutter. Eine äusserst nuancenreiche Beschreibung des Konflikts der Generationen. (…) Ein Film von grosser menschlicher Wärme und starker Ausstrahlung, der eine intensive Beobachtung und kritische Reflexion ermöglicht.» (Lexikon des internationalen Films)
«Farbe nimmt Ozu nie als dramaturgisches Mittel, und selten hat sie symbolische Bedeutung. Sie ist ein Element zur Definition von Raum, von dem aus er japanisches Leben begreift.» (Frieda Grafe, Filmfestspiele Berlin 1988)
«Sieben Jahre nach dem Tod ihres besten Freundes wollen drei alternde Männer die Tochter des Verstorbenen unter die Haube bringen. Doch Ayako, 24, denkt gar nicht ans Heiraten, lieber lebt sie weiterhin glücklich mit ihrer Mutter Akiko zusammen. Und so beschließt das Trio, dass noch vor der Tochter die Mutter heiraten muss – am besten einen von ihnen. Daraufhin kommt es zur Entfremdung zwischen Mutter und Tochter, die nun tatsächlich den ihr zugedachten Heiratskandidaten ins Auge fasst … ‹Meine Güte, ist das alles kompliziert!›, heißt es auf dem Höhepunkt der melancholisch-burlesken Verwicklungen. Von ihnen erzählt Yasujiro Ozu in der denkbar einfachsten und zugleich kunstvollsten Weise, in Bildern, die sprachlich wie farblich überaus sanft getönt sind. Akibiyori ist der drittletzte Film des großen japanischen Regisseurs und einer von nur vier Farbfilmen seines umfangreichen Œuvres. Aus Anlass seines 110. Geburts- und 50. Todestages wurden sie unter Beteiligung ehemaliger Mitarbeiter Ozus ausgehend vom Originalnegativ restauriert.» (www.trigon-film.org)

Drehbuch: Kogo Noda, Yasujiro Ozu, nach einem Roman von Ton Satomi
Kamera: Yuharu Atsuta
Musik: Kojun Saito
Schnitt: Yoshiyasu Hamamura

Mit: Setsuko Hara (Akiko Miwa, die Mutter), Yoko Tsukasa (Ayako, die Tochter), Chishu Ryu (Shukichi, der Onkel), Nobuo Nakamura (Shuzo Taguchi), Mariko Okada (Yuriko, Ayakos Freundin), Keiji Sada (Shotaro Goto), Shin Saburi (Soichi Mamiya), Kuniko Miyake (Nobuko Taguchi), Ryuji Kita (Professor Hirayama), Fumio Watanabe (Tsuneo Sugiyama)

128 Min., Farbe, DCP, Jap/d/f

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Do.,
14.7.2016
20:45
Sa.,
16.7.2016
20:45
Di.,
19.7.2016
18:15
Mo.,
25.7.2016
20:45
Do.,
28.7.2016
15:30
So.,
31.7.2016
18:15
Mi.,
3.8.2016
20:45
Mi.,
10.8.2016
18:45