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She, a Chinese

Xiaolu Guo, derzeit als Writer in Residence in Zürich, wurde 1973 in der südchinesischen Provinz geboren. Neben ihrem Studium an der Filmhochschule in Peking schrieb sie Geschichten und Romane. Trotz der Anerkennung ihrer Begabung als Drehbuchautorin konnte sie aus Zensurgründen keines ihrer Projekte verfilmen; einzig in Prosaform durfte sie ihre Geschichten veröffentlichen. 2002 wanderte Xiaolu Guo in den Westen aus, verbrachte Zeit in Paris und Berlin, liess sich aber schliesslich in London nieder. Seit 2007 schreibt sie in englischer Sprache. Ihr jüngster Roman, «I Am China» ist 2014 auch auf Deutsch erschienen. Das Studium an der National Film and TV School erlaubte Guo endlich, eigene Dokumentar- und Spielfilme zu drehen. Ihr erster Spielfilm mit professionellen Schauspielern, She, a Chinese, erzählt von einer jungen Chinesin, die nach England auswandert, und wurde 2009 am Filmfestival von Locarno mit dem Goldenen Leoparden ausgezeichnet.
Das Filmpodium zeigt She, a Chinese am 20. September als einmalige Matinee in Anwesenheit der Regisseurin. Das Gespräch mit der Autorin und Cineastin Xiaolu Guo führt die Sinologin Alice Grünfelder.
Am 6. Oktober tritt Xiaolu Guo, die auf Einladung des Literaturhauses Zürich und der Stiftung PWG in Zürich weilt, ausserdem im Literaturhaus auf.

Guo Xiaolu (GB/Frankreich/Deutschland 2009)

Mei hat genug von der öden chinesischen Provinz, in der sie aufgewachsen ist. Ihre Mutter nervt sie, und ihr Job im Billardsalon bietet keine Aussichten. Nur der mp3-Player, den sie ergattert hat, erlaubt der jungen Frau sich abzuschotten und eröffnet ihr immerhin musikalisch die grosse weite Welt. Nach einer besonders unangenehmen Erfahrung mit der örtlichen Männerwelt bricht Mei auf und gelangt in die Metropole Chongqing. Hier versucht sie sich kurz als Näherin und landet schliesslich im «Love Salon», wo man nicht nur Haare schneidet, sondern die Kunden auch mit Kopfmassagen verwöhnt. Der Mafia-Schläger Spikey nimmt sie unter seine Fittiche, und sie verliebt sich in ihn. Als Spikey eines Tages blutüberströmt heimkehrt und stirbt, nimmt Mei sein Geld und flieht. Ihr Traumziel ist London, und so versucht sie in der Themsestadt einen Neuanfang. Doch die britische Zivilisation ist der Provinz-Chinesin noch fremder als die Kultur von Chongqing. Sie jobbt erfolglos, bis sich der ältere Witwer Hunt ihrer annimmt. Mei heiratet ihn, doch der Ehe ist kein Glück beschieden. Frustriert, aber unverdrossen sucht Mei Zuflucht in den Armen des indischen Imbissbudenbesitzers Rachid.
She, a Chinese ist keine Autobiografie; dennoch hat die Schriftstellerin und Cineastin Xiaolu Guo in ihrem ersten Spielfilm mit Profischauspielern mehrere persönliche Erfahrungen verarbeitet: In der chinesischen Provinz aufgewachsen, kennt sie die Frustrationen und Ambitionen ihrer Protagonistin bestens; die sechs Jahre, die sie bis dahin selbst als Chinesin in London gelebt hatte, verleihen auch diesen Szenen Authentizität. Mei, von Huang Lu mit erstaunlicher Konsequenz verkörpert, ist nicht durchwegs eine Sympathieträgerin, und ihre Vorstellungen von den Verheissungen des Westens prallen des öftern gegen die nüchterne Realität. Xiaolu Guos stimmige Innenansicht von Migration und Kulturkonflikt errang am Filmfestival von Locarno 2009 den Goldenen Leoparden. Ihr darauffolgender Film UFO in Her Eyes, der einen satirischen Blick auf die Widersprüche ihrer Heimat wirft, kam 2012 in der Schweiz ins Kino, anders als She, a Chinese.

Drehbuch: Guo Xiaolu
Kamera: Zillah Bowes
Musik: John Parish
Schnitt: Andrew Bird

Mit: Huang Lu (Li Mei), Bo Wei Yi (Spikey), Geoffrey Hutchings (Geoffrey Hunt), Chris Ryman (Rachid)

103 Min., Farbe, DCP, OV/d

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
So.,
20.9.2015
12:00
in Anwesenheit der Regisseurin